Autor: Dr. Eckart Wunder
Vermehrt empfehlen Stimmen das Heilfasten, um Krebs zu bekämpfen oder die Folgen der Chemotherapie zu mildern. Bei Rheuma, Schmerzerkrankungen, Bluthochdruck oder Diabetes mellitus ist die Schulmedizin von der Wirkung überzeugt, nicht jedoch bei Krebs. Ein genauer Blick lohnt.
Verschiedene Methoden
Es gibt unterschiedliche Arten des Heilfastens; Varianten von Essen und nicht Essen, mit Säften oder Heilerde, einen Tag oder drei Wochen, etc. Wer damit seine (Krebs-)Therapie ergänzen und unterstützen möchte, spricht unbedingt mit seinen behandelnden Ärzten darüber. Schließlich spielen Faktoren wie die persönliche körperliche Verfassung, das Stadium der Erkrankung und Ähnliches eine wichtige Rolle.
Studie zu Heilfasten
Prof. Dr. Valter Longo ist Professor für Gerontologie und biologische Wissenschaften an der University of Southern California. Zusammen mit einer Arbeitsgruppe veröffentlichte er 2012 die Ergebnisse einer Studie. Sie stellten bei ihrer Stichprobe fest, dass sich das Tumorwachstum verlangsamte und die Gefahr einer Metastasierung um 75 Prozent verringerte. Außerdem ergab sich, dass die Kombination aus Heilfasten und Chemotherapie effektiver sei, als der alleinige Einsatz der Chemotherapie. Wer fastet, muss mit Begleiterscheinungen rechnen. So könne das Fasten dazu führen, sich vorübergehend schwach zu fühlen oder die Leberwerte kurzfristig erhöhen. Generell sind die ersten drei Tage am schwersten zu ertragen, aber danach legt sich das Hungergefühl; vielmehr stellt sich ein Gefühl der körperlichen und seelischen Leichtigkeit ein. Immer ist besonders auf reichliche Flüssigkeitszufuhr zu achten.
Die Gründe
Gesunde Zellen verfallen bei Nährstoffmangel in einen „Energiespar-Modus“. Krebszellen können dies nicht. Sie gewinnen ihre Energie auf unwirtschaftliche Weise und verbrauchen sehr viel mehr Nährstoffe als normale Zellen. Unter Hungerbedingungen können sie den Stoffwechsel nicht herunterfahren und gehen deshalb schnell zugrunde. Außerdem schützt längeres Fasten das Immunsystem, insbesondere vor der Beeinträchtigung durch die Chemotherapie, eine unwillkommene Nebenwirkung.
Das Immunsystem wiederum schützt den Körper vor krebsartig entarteten Zellen. Diese entstehen in geringer Zahl laufend und werden in gesunden Tagen beseitigt, ohne dass man davon etwas merkt. Nur wenn es ihnen gelingt, dieser Immunüberwachung zu entwischen und sich rasch zu vermehren, entsteht eine Krebserkrankung. Wenn nun das Immunsystem durch Bestrahlung oder Chemotherapie weiter geschwächt wird, wirkt das dem Therapieeffekt entgegen.
Wohlgemerkt: Bestrahlung und Chemotherapie sind nach wie vor unentbehrlich um die Krebszellen zu beseitigen. Jedoch kann das zusätzliche Fasten die unwillkommenen Nebenwirkungen abschwächen. Deshalb erscheint die Kombination mit Heilfasten sehr sinnvoll, sollte aber unter Anleitung darin erfahrener Ärzte durchgeführt werden.
Ein kranker Organismus reagiert anders
Eine schwere Erkrankung wirkt sich meistens auch auf den Stoffwechsel aus. Der Körper verwertet dann bestimmte Nahrungsbestandteile anders. Wer freiwillig und unkontrolliert hungert, schwächt eventuell seinen Organismus unnötigerweise. Es gilt, die Qualität der Ernährung mit den behandelnden Ärzten abzusprechen, so dass der Körper die erforderlichen Nährstoffe erhält.
Bitte keine Selbstversuche
Jeder Patient hat individuelle Voraussetzungen, die das Heilfasten mehr oder weniger vertragen. Wer sich also selbst und nur unter Eigenregie im Fasten übt, schädigt sich möglicherweise mehr, als er sich hilft. Die behandelnden Ärzte schätzen beispielsweise ein, wie Fettreserven oder Stoffwechselreserven angelegt sind. Bitte, sprechen Sie unbedingt mit ihren Ärzten, bevor Sie zu fasten beginnen.
Quellen
Zentrum der Gesundheit, vom 5. Januar 2018, https://www.zentrum-der-gesundheit.de/heilfasten-krebs-ia.html
Beitrag SWR Wissen aktuell, von Sigrun Damas, Stand 4.4.2018, https://www.swr.de/wissen/fasten-bei-krebs/-/id=253126/did=21447372/nid=253126/16clu4f/index.html
Stand: Mai 2018
Autor: Dr. Eckart Wunder